RWJ 12/2019: IV: Spezialfallen für Neozoen
Jagd auf Waschbär und Nutria ist Niederwildhege
Der vierte Teil unserer Fangjagd-Serie erläutert, warum und wie man sich auf die Bejagung von Neozoen wie Waschbär und Nutria vorbereiten muss. Dabei gilt es, die Eigenarten dieser Arten zu kennen.

Die sehr handliche und leichte Falle eignet sich hervorragend für den Fang von Nutria und Waschbär. Stellt sich kein Fangerfolg mehr ein, ist es ein Leichtes, die Falle umzusetzen. Foto: H. Fiedler
Die dramatisch steigende Populationsentwicklung der vergangenen 10 Jahre besonders bei den Neozoen Nutria und Waschbär zwingt alle passionierten Niederwild- und Raubwildjäger, die Bejagung besonders des Waschbären zu optimieren. Dessen weitere unkontrollierte Ausbreitung hätte fatale Auswirkungen auf Bodenbrüter und Niederwildbestände. Dies lässt sich anhand der explosionsartig gestiegenen Waschbärstrecke in NRW belegen – im Jagdjahr 2007/08 wurden in NRW 5 467 erlegt, 10 Jahre später waren es schon 17 201. Einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion bietet die Fangjagd. Der Nutria hat zwar zunächst keinen direkten negativen Einfluss auf Niederwild, doch indirekt verursacht dieser Neubürger den Verlust von Wasserflugwild- Brutraum, wenn er in Massen auftritt, denn Röhricht und Schilfflächen dienen ihm als Nahrung. Zudem ist mit Schäden an Ufern und in Böschungsbereichen sowie in der Landwirtschaft (Mais) zu rechnen.
Aus diesem Grund sind Jäger gefordert, intensiv und professionell zu handeln. In der Praxis unterscheidet sich die Fangjagd auf Waschbär und Nutria von der auf Fuchs, Marder und Co. Zwar fängt man in herkömmlichen Fallenregelmäßig auch Waschbär und Nutria, allerdings ließen sich deutlich höhere Strecken erzielen, wenn man den Neozoen mit speziellen Methoden nachstellt.
Besonderheiten

Die verwendeten Materialien der Falle (siehe Tabelle)erfüllen in jeder Hinsicht alle Anforderungen zum erfolgreichen und professionellen Fang von Neozoen. Foto: Hersteller
Beide Arten sind wahre Draufgänger – und Waschbären zusätzlich nahezu „professionelle“ Ausbrecher. Auf vielen Videos konnte dokumentiert werden, wie Waschbären nahezu furchtlos-naiv in Kastenfallen laufen, diese auslösen – und nach dem Verzehr des Köders selbstständig oder mithilfe von Komplizen die Flucht ergreifen, ohne die Falle zu beschädigen („s. Youtube Stichworte Waschbär + Falle“). Auch Nutria gehen wenig zimperlich mit Fallen um – ist auch nur der kleinste Spalt erkennbar, versuchen sie sich mit Muskelkraft und ihren kräftigen Zähne aus der Falle zu beißen. Aus all dem ergeben sich logische Anforderungen an spezielle Fallen für Waschbär und Nutria – sie müssen leicht und mobil, absolut stabil, der Fangraum dunkel und die Sicherung wirklich ausbruchsicher sein. Anders als bei heimischem Raubwild ist es sehr Erfolg versprechend, Fallen dort zu platzieren, wo man Familienverbände vermutet oder schon bestätigt hat. Aufwendiges Verblenden der Falle ist nicht notwendig.
Nutria: Ist der Familienverband erst mal gefunden, kommt es nicht selten vor, dass nach dem Fang des ersten in den nächsten Nächten die gesamte Sippe folgt – bis keiner mehr übrig ist. Bleibt der Erfolg schließlich aus, sollte man sich dem nächsten Familienverband widmen.
Waschbär: Im Gegensatz etwa zum Fuchs haben Waschbären bei ausreichendem Fraßangebot relativ kleine Streifgebiete. Daher sollte man mobile leichte Fallen möglichst nahe an Tageseinständen platzieren (Ausnahme Ranzzeit). Sind erst mal Pirschzeichen gefunden, lassen sich mobile Fallen in der direkten Umgebung aufstellen. Da Waschbären in der Regel eher neugierig als misstrauisch und immer auf der Suche nach Leckereien sind, wird sich Erfolg recht schnell einstellen. Bei Vorkommen von Neozoen ist die Ergänzung von Fangsystemen mit speziell entwickelten Fallen absolut sinnvoll. In der Tabelle stellen wir solche Systeme vor und weisen auf Besonderheiten hin.
Holger Fiedler
Fallen für Neozoen
Rohrfalle Trapper-Neozoen | Weka invasiv Lebendfalle 1,5m | |
Hersteller | Trapperprofi | Funke Kunststoffe |
Material | verzinktes Blech, Gestänge aus Edelstahl | Hart-Kunststoffe, Edelstahl |
Maße | 106 x 36 x 63 cm | 150 x 40 x 40cm |
Gewicht | 14 kg | 38 kg |
Materialstärke | Rohr: 1mm, Gestänge 8mm | Rohr: 10mm, Gestänge 8mm |
Auslösemechanismus | komplettes Rohr wippt und löst den Fallschieber aus | innenliegendes Wippbrett mit Auslösestange |
Aufbaudauer | 5 min | 10 min |
Handling | sehr einfach, sehr leicht, kofferraumtauglich | einfach aufzubauen, im PKW-Kombi gut zu transportieren |
Waschbärsicherung | ja | ja |
Sicherung Köder-Öffnung | keine spezielle Köder-Öffnung, (keine Sicherung nötig) | spezieller Köder-Dom für Beköderung und Sichtkontrolle |
Störungsempfindlichkeit | bei funktionsgerechter Aufstellung fast gar nicht | nein, da Auslösemechanismus innen in der Falle |
Überprüfung der Fänge | Falle mit Öffnung zum Himmel stellen und Schieber öffnen | einfach durch Öffnen des Schraubdeckels am Köderdom |
Montage gängiger Fangmelder | einfach, für Trapmaster gibt es eine spezielle Halterung | Mink Police einfach außen aufschrauben und mit dem Halteseil einer Fallklappe verbinden |
Reinigungsaufwand | sehr gering | 1x pro Jahr |
Varianten | Import, made in Germany | 1,0m | 1,5m | 2,0m |
Besonderheiten | leicht, praktisch, robust | wasserfest, transportabel, seit Jahren erprobt |
Preis |
Import: 179 € made in Germany: 249 € |
1,5m: 389 € (inkl. Transport) |
Rabatt | bei größeren Mengen möglich | bei größeren Mengen auf Anfrage |
Website | www.trapperprofi.de | www.funke-jagdbedarf.de |
RWJ 12/2019: Sepzialfallen Neozoen