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RWJ 08/2022: Editorial

Positiver Blick in die Zukunft

Nach Urlaub und Sommerpause kehrt das politische Düsseldorf zurück

in den Tagesbetrieb. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte nicht nur der Landesjagdverband, sondern alle Vertreter im Aktionsbündnis Ländlicher Raum die Konstituierung der neuen Landesregierung. 

Heitzig Nicole

Dabei stand zunächst naturgemäß die Frage im Vordergrund, wer denn nach der Landtagswahl zukünftig überhaupt für uns und unsere Anliegen zuständig sein wird. Über die Antwort freuen wir uns – für Landwirtschaft, Jagd und Jäger ist unsere neue Hauptansprechpartnerin Silke Gorißen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir Jäger mit ihr als neuer Landwirtschaftsministerin unseren erfolgreichen Dialog zum Wohle der uns anvertrauten Lebensräume und Wildarten fortsetzen können. Aber auch dem neuen Umweltminister Oliver Krischer habe ich für den LJV ausdrücklich die konstruktive Mitarbeit und Hilfe der Jägerinnen und Jäger zwischen Rhein und Weser angeboten.

Um gemeinsame Ziele für mehr Arten- und Naturschutz ging es vor wenigen Tagen auch bei einem gelungenen Kennlerntreffen mit Dr. Heike Naderer, der NABU-Landesvorsitzenden in NRW. Genau in die gleiche Richtung zielt die Förderung von Drohnen mit Wärmebildkameras zur Rettung von Jungwild – wir freuen uns sehr, dass das Bundesprogramm dazu verlängert wurde (s."Tue Gutes ... und rede darüber").

In dieser Ausgabe stellen wir exemplarisch einige besonders gelungene Beispiele von Jungwild-Retterteams der Saison vor – aber leider auch eine Tragödie, wie man sie sich schlimmer kaum vorstellen kann: Als Mitte Juni im Bergischen Land ein Drohnenteam nach sechs geretteten Kitzen schon einen sehr erfolgreichen Vormittag hinter sich hatte, musste man entsetzt feststellen, dass Unbefugte mehrere eigentlich bereits gerettete Jungtiere, die man vorübergehend bis Ende der Mahd in speziellen Kisten gesichert hatte, freigelassen ... und so dem sicheren Tod ausgeliefert hatten. Drei Kitze waren sofort wieder ins hohe Gras geflüchtet und wurden dort von Erntemaschinen zerfetzt!

Als die am Boden zerstörten Wildretter diese Katastrophe in der Lokalpresse darstellten, um die wahrscheinlich auch noch wohlmeinenden Tierschützer zu entlarven, kam es zu einer großen Welle der Betroffenheit und Sympathie in der nicht jagenden Bevölkerung. Besonders überraschte den Revierpächter, der mit seinen engagierten Helfern noch lange an dem schrecklichen Morgen „zu knab-bern“ hatte, der Anruf einer älteren Dame: Sie meldete sich bei ihm nicht nur, um die Trauer mit ihm zu teilen, sondern bot ausdrücklich ihre Hilfe an. Bedauer-licherweise sei sie allerdings schon zu alt und gebrechlich, um mit anderen Helfern durchs hohe Gras zu streifen und Jungwild zu bergen. Aber damit sich eine solche Katastrophe nie mehr wiederhole, wolle sie sich gern neben die Kisten setzen und gerettete Kitze vor unwissenden „Tierliebhabern“ beschützen!

Auch wenn dieses rührende Angebot von Nichtjägern in diesem Fall einen sehr traurigen Hintergrund hatte, macht es doch gleichzeitig auch Mut. Wir Jäger engagieren uns an ganz vielen Stellen für Wildtiere und ihre Lebensräume, für Arten- und Naturschutz. Wir müssen uns dabei – und natürlich auch bei der Jagd selber – so verhalten, dass unser Tun (und Unterlassen) jedem unbeteiligten Nichtjäger selbsterklärend verdeutlicht, was und warum wir das gerade tun. Über die Zukunft der Jagd entscheiden nämlich nicht nur Minister. Wir werden unsere Passion nur dann an unsere Kinder und Enkel weitergeben können, wenn die nicht jagende Bevölkerung (an) uns glaubt – daran gilt es zu arbeiten.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Anblick und viel Waidmannsheil in der Blattzeit!

 

Titel

Zum Titelbild: Wenn in diesen Tagen die Böcke „hinter den Ricken her “ sind, ist damit in der Regel etwas Anderes gemeint als auf diesem seltenen Schnappschuss unseres Wildfotografen ...
 

Titelbild: M. Breuer


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